Karl Marx ist für Linke des 20. und 21. Jahrhunderts so etwas wie der Prophet Mohammed und seine großen Werke sind quasi der Kommunisten-Koran. Zu Lebzeiten war er aber ein eher unbedeutender Theoretiker, der 34 Jahre vor der russischen Oktoberrevolution verstarb. Ein Blinder konnte damals erkennen, dass nach zig Jahrhunderten der offenen Adelsherrschaft und der Leibeigenschaft die Arbeiter des frühen Industriekapitalismus rücksichtslos ausgebeutet wurden. Es war keine geistige Meisterleistung, zu beklagen, dass Industriebosse und Banker eine Oberschicht formten und ihre Vorteile gnadenlos ausspielten. Zu fordern, dass man zum Wohle der Allgemeinheit jeden bedeutenden Privatbesitz verbieten solle, ist ein simpler Gedanke und nicht mehr. Viele sozialistische Autoren in verschiedenen Ländern hatten dazu geschrieben, ohne die vielfältigen Gefahren und komplexen Faktoren der Umsetzung dieses Gedankens vorab angemessen zu analysieren. Wie verhindert man, dass niederträchtige, psychopathische Figuren die neue sozialistische Ordnung dominieren, die neue ausbeuterische Oberschicht formen und ganz gewöhnliche imperiale Techniken anwenden? Das Zielpublikum der kommunistischen Aufrührer war wenig gebildet und hätte sich nicht unbedingt vom Hocker reißen lassen mit nüchternen, komplexen Analysen zu Nutzen und Risiko. Wie sollten die Mitläufer und Aktivisten prüfen, ob ihre kommunistischen Führungsfiguren Psychopathen und maligne Narzissten waren?
Und dann war da noch das große Problem, dass bereits seit den Tagen des Frühsozialismus die adeligen Imperien Eurasiens ihre Geheimpolizeien auf die Sozialisten hetzten, um jene Kreise zu infiltrieren. Diese Nachrichtendienste waren damals zwar nicht in dem Maße behördenmäßig wie im 20. Jahrhundert, aber insgesamt funktionierte Spionage damals genauso. Viele einflussreiche Sozialisten wurden sogar zeitlebens enttarnt als Informanten der Behörden wie etwa Malinowski, die rechte Hand Lenins. Der CIA-Agent Edward Smith, der in der Sowjetunion gedient hatte, lieferte eine professionelle Einschätzung dazu, dass Stalin vor der Revolution für den Zarengeheimdienst gearbeitet haben musste.
Karl Marx heiratete in einen einflussreichen Clan ein, der verbunden war mit dem preußischen Innenministerium und den höheren Kreisen Britanniens. Er zog von einer sozialistischen Zeitung zur nächsten und sorgte zuverlässig für Streit. Er wechselte ab zwischen einer Radikalisierung seines Publikums und dem (endlosen) Warten auf die große Revolution; je nachdem was sich gerade nachteiliger auswirkte auf die Menschen.
Es ist typisch, dass Menschen auf einer politisch-philosophischen Schwurbel-Ebene bleiben und dort ihre Wortgefechte austragen wollen. Es wird vermieden, die psychologischen und nachrichtendienstlichen Ebenen zu untersuchen; wenn es den eigenen Interessen und dem eigenen Lager schadet.