Die ausführliche ARD-Reportage „Vertrauen verspielt? Wie Medien um Glaubwürdigkeit kämpfen“ beginnt mit einer Kamerafahrt durch das mindestens 25 Millionen Euro teure Nachrichtenstudio. Die ZDF verprasste ebenfalls 30 Millionen für ein neues Studio, während der Privatsender Sky mit 5 Millionen wunderbar zurecht kam. Der Cutter, den diesen Beitrag geschnitten hat, wird wahrscheinlich mit den branchenüblichen 1300€ Netto Monatsgehalt abgespeist.
Es folgt die prahlerische Ansage, dass „rund 10 Millionen Menschen“ täglich die Tagesschau sehen. Allerdings berechnet Media Control im Schnitt weniger als 5 Millionen Fernsehzuschauer. Vor 20 Jahren schaffte es die Tagesschau auf über 8 Millionen Publikum. Wie kommt man dann auf 10 Millionen? Eine Reportage über Glaubwürdigkeit in den Medien beginnt also mit frisierten Zahlen. Außerdem beträgt das Durchschnittsalter des ARD-Guckers 60 Jahre.
Ein Professor findet es bemerkenswert, dass auch die BILD-Zeitung 2015 einen Pro-Flüchtlingskurs fuhr. Anfang der 90er Jahre hingegen, so die gezeigten Titelblätter von Spiegel und BILD, warnten Schlagzeilen vor dem Ansturm der Asylanten. Dies sei zeitgleich geschehen mit Anschlägen auf Asylheime:
„Schlagzeilen, die bei manchen zu Brandsätzen werden.“
Die Journalisten heute hätten sich an das Fiasko von damals erinnert und folglich nur positive Beiträge über Migration veröffentlicht. Wieder der Tenor: Kritik in den Medien führt zu Anschlägen. Ein Vorbote von Regulierungen? Klaus Brinkbäumer, SPIEGEL-Chefredakteur, gibt zu dass man 2015 „bewusst“ abgerückt sei von einer Art Berichterstattung, wie man sie 1991 noch hin und wieder pflegte.
Das klingt nach Selbstzensur und einer beschönigenden Berichterstattung, die man im Nachhinein entschuldigt als alternativlos und heldenhaft, damit nicht Asylbewerber zu schaden kommen.