2015 veröffentlichte ich ein Buch mit dem Titel „2020 – Weltkrieg oder Weltregierung“, in dem ich mit einer drastischen Eskalation an mehreren globalen Schauplätzen rechnete, sowie mit der Möglichkeit, dass ein heimliches Kartell der Supermächte längst existiert, welches den Konflikt nach einem vereinbarten Drehbuch ablaufen lassen kann. Auf die Kämpfe könnten mehrere Jahrzehnte eines „Kalten Krieges“ folgen, oder gar eine Weltregierung. Es könnte auch einen „Weltkrieg light“ geben, den nur die Supermächte intakt überstehen. Während sich die allermeisten den Kopf zerbrachen wegen der Flüchtlingskrise, dem Islam, der Präsidentschaftswahl 2016, der neurechten Trendwelle und der linken Woke-Ära, ging das Interesse an potenziellen, großen militärischen Krisen deutlich zurück.
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand politische Ideologie und die damit verbundenen Handelsbeziehungen. Die großen deutschen Parteien waren zufrieden mit dem Bau der russischen Nordstream-Pipelines und einige US Republicans erhofften sich eine globale konservative Allianz mit dem Putin-Regime, während die Democrats den Kulturkampf auf allen Ebenen kämpfen wollten gegen die vermeintliche rechte Welt-verschwörung. Das Jahr 2020 tauchte sehr häufig auf in den Plan-Dokumenten aus verschiedenen Nationen auf, die aufrüsteten was das Zeug hielt, und unbedingt in dem anvisierten Zeitrahmen ihre Streitkräfte modernisiert haben wollten. Der Ukrainekrieg hätte auch schon 2020 beginnen können, aber die Coronapandemie kam dazwischen und verschob die Sache womöglich auf den Februar 2022. Ein paar Kremlkritiker aus akademischen Kreisen erlebten plötzlich eine Sternstunde der Aufmerksamkeit, denn sie hatten immerhin früh gewarnt; allerdings fiel ihnen dann nichts Besseres ein, als einfach nur blind den USA als NATO-Führung zu folgen, die über Jahrzehnte hinweg den Ostblock aufgebaut hatten.
Die Russenpropaganda teilte natürlich dem Kreml die Opferrolle zu und tönte, es sei schon immer der sehnlichste Wunsch der Amerikaner gewesen, Russland als Empire zu vernichten. Nun, die wenigsten wissen, dass über Jahre hinweg nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs diese Möglichkeit bestand und nicht genutzt wurde. Washington saß auf 300 Atomwaffen, die Sowjets hatten hingegen nur 5. Wenige Jahre später war das Verhältnis 2400 zu 200. Es gab schon fertig ausgearbeitete Angriffspläne wie „Unthinkable“ und „Dropshot“ um fast die gesamten sowjetischen Militärkapazitäten zu zerstören. Imperialismus war so einfach geworden, wie eine Pizza zu bestellen. Nimmt der US-Präsident den Telefonhörer in die Hand und weist sich mit seinen Codes aus, können beliebige ausgewählte Ziele atomar beschossen werden. Das Zeit-fenster, in dem die Amerikaner bequem hätten zuschlagen können, schloss sich langsam, aber es schloss sich. Ab einem gewissen Punkt würden die Sowjets dermaßen viele Atomsprengköpfe und Trägersysteme haben, dass sich ein Atomkrieg nich mehr lohnen würde. Was wäre passiert, wenn die Gelegenheit genutzt worden wäre? Ameri-ka und die NATO wären kurzzeitig die einzige Supermacht der Welt gewesen und wohl alsbald zerfallen. Irgendwie hätte man der Welt vorlügen müssen, dass ein atomarer Krieg alternativlos gewesen sei für die Interessen der Menschen. Der Backlash aus der Bevölkerung hätte zu einer Reduktion der US-Atomarsenale geführt und weil kein großer Feind mehr existierte, wären die Veteidigungsbudgets wohl kollabiert. Die NATO wäre eingegangen wie ein Souflée und haufenweise Staaten wie die Türkei, Frankreich oder Japan hätten die Gelegenheit genutzt, wieder dominanter zu werden und ebenfalls an Atomwaffen zu gelangen. Als Ergebnis wäre es mit der US-Vorherrschaft wohl vorbei gewesen und stattdessen würde die Welt wieder aussehen wie in den 1700er Jahren mit vielen konkurrierenden Mächten. War es stattdessen zu einem heimlichen Kartell der Supermächte gekommen, um alle anderen Staaten schwach zu halten? Was würde dieses Kartell für unsere heutige Situation bedeuten?
Mir war auch bereits aus meinen Forschungen vor 2015 klar, dass die Supermächte ein äußerst seltsames Verhältnis zueinander haben, dass der Ostblock gefördert wurde durch Technologieverkäufe sowie die Öffnung von Märkten, und dass die westlichen akademisch-wissenschaftlichen Autoren immer einen Bogen machten um die wirklich interessanten Fragen, die die geheimdienstliche Ebene betrafen.
Niemand außer uns hat sich systematisch mit der Frage auseinandergesetzt, ob es ein heimliches Kartell der Supermächte gibt. Man wird darauf gedrängt, die Narrative der USA/NATO oder der Russen oder der Chinesen zu übernehmen. Es macht für hochge-rüstete Supermächte schlichtweg keinen Sinn, tatsächlich in einem echten Konkur-renzverhältnis zueinander zu stehen und sich tatsächlich mit allen Mitteln gegenseitig zu bekämpfen. Die Bildung eines Kartells kennt man sowohl bei Megakonzernen als auch bei großen Mafiaorganisationen. Man teilt sich das Territorium und die „Kund-schaft“ auf und diktiert die Preise. Im Falle der Supermächte sind die „Preise“ für die Bürger nicht einfach nur Steuerzahlungen, sondern auch die Unterwerfung unter zig Gesetze und der mentale Dauerstress sowie Wehrdienst.
Wenn Sie dieses Buch hier in den Händen halten, ist die russische Invasion der Ukraine bereits deutlich vorangeschritten. Es kann auch eine massive militärische Eskalation geschehen sein um Nordkoreas Atomwaffenprogramm, was die Aufmerksamkeit der NATO teilt. Widerwillig überlässt das transatlantische Militärbündnis dann den Russen vielleicht die Ukraine, um sich dem Krisenherd in Asien widmen zu können. Die neuen Militärbasen Nordkoreas, von denen Langstrecken-Raketen mit Nuklearsprengköpfen abgefeuert werden können, liegen in unmittelbarer Nähe der chinesischen Grenze, was sie unerreichbar macht für den Beschuss durch die Amerikaner, Südkoreaner und Japaner. Nur eine Bodenoffensive könnte dort hingelangen, aber so etwas wird China natürlich nicht vor der eigenen Haustür tolerieren. Auch an einem dritten oder gar vierten Schauplatz in der Welt könnte es Kämpfe geben mit beteiligten Ländern wie dem Iran oder Pakistan.
Selbst wenn die drei Supermächte (USA, Russland und China) nicht wirklich direkt gegeneinander kämpfen, sondern lediglich andere Nationen gegeneinander kämpfen lassen und nur Ressourcen in diese Stellvertreterkriege pumpen, kann sich das bereits anfühlen wie eine Art „Weltkrieg light“ und die Forderungen werden immer lauter, dass die Supermächte eine Weltregierung formen sollen, um die Kämpfe zu beenden und Sicherheit herzustellen. Vielleicht drohen die Supermächte einen direkten, echten Weltkrieg an und einigen sich dann in letzter Minute auf eine Weltregierung. Vielleich führen sie einen begrenzten Weltkrieg gegeneinander und rufen dann nach einer Weile die Weltregierung aus.
Es gibt viele mögliche Szenarien, wie die nächsten Jahre und Jahrzehnte ablaufen werden. Eines ist klar: Der Normalbürger läuft den Ereignissen hinterher, hat keine echte Klarheit und soll sich im Ernstfall eines von den vorgefertigten Narrativen heraussuchen. Ein zielgerichtetes politisches Handeln, um die Interessen der Bürger um-zusetzen, ist so nicht möglich. Wie genau die Supermächte welche schwächeren Nationen kontrollieren, ist streng geheim; eine Art Betriebsgeheimnis. Wie die Supermächte wirklich zueinander stehen und welche Geheimverhandlungen sie miteinander führen, ist ebenso streng geheim. Wie ich in meinen vergangenen Büchern erforschen konnte, ist selbst die Entstehung der drei Supermächte aus drei verschiedenen Revolutionen heraus sehr suspekt und war definiert durch massive Geheimoperationen, von denen nur ein winziger Bruchteil der Öffentlichkeit enthüllt worden ist.